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CHINESE SOU GAR KUNE MARTIAL ARTS SPORT ASSOCIATION

Tang Lang Pai oder Tong Long Paai, das Kung-Fu der Gottesanbeterin

螳螂拳

 

 

Jeder, der sich in den chinesischen Kampfkünsten auskennt, hat schon einmal etwas vom „Gottesanbeterinnen“-Kung Fu ( Tang Lang Quan [ hochchinesisch, pin yin Umschrift ], oder Tong Long Kuen [ kantonesisch, Lau-Umschrift ] ) gehört. Die wenigsten wissen jedoch, daß es neben den bekannten Stilen der nördlichen Gottesanbeterin auch Systeme der südlichen Gottesanbeterin gibt.

 

Die nördliche Schule ( Bei Fang Tang Lang Pai ) besteht aus einem Basissystem, welches in der Provinz Shan Tung ( Lao Shan Tempel ) von dem Mönch Wang Lang gegründet wurde. Daher werden alle nördlichen Schulen auch als Shan Tung Tang Lang bezeichnet. Durch Kombination mit anderen nördlichen Stilen und Veränderungen in den Grundtechniken entstanden hieraus verschiedene Stilrichtungen. So kennen wir als bekanntesten Stil den „Sieben Sterne -Stil“ ( Qi Xing Pai [ hochchin. ], Chut Sing Paai [ kanton. ]. Daneben existieren jedoch noch einige andere, inzwischen auch bekannter gewordene Stile wie: Tai Chi Pai, Liu He Pai, Mei Hua Pai, Ba Bu Pai, Hua Lin Pai und weniger bekannte Stile wie Shen Chi Pai, Kwang Pan Pai, Mi Tsung Pai, Bai Yuan Pai, Chuk Kai Pai, Tan Tui Pai, Ti Tang Pai, Mi Jia Pai, Yu Huan Pai, Gung Pan Pai, Jian Ying Pai, Chai Shou Pai usw.

 

Die südliche Schule ( Nan Fang Tang Lang Pai ) besteht aus drei, bzw. vier verschidenen Basissystemen. Sie werden entsprechend ihren Herkunfts-Provinzen bzw. ihrer Nationalität benannt:

 

Kwang Tung Hakka Tang Lang Pai (Chow Gar Pai und Jue Gar Pai)

Kwang Si Chu Lin Si Tang Lang Pai (Juk Lam Si Pai)

Yun Nan Tang Lang Pai (Gam Fooi Pai) und

Fu Jian Hakka Tang Lang Pai (Sou Gar Kune)

 

Über die Entstehungsgeschichte der vier Schulen gibt es verschiedene Meinungen und Legenden. Einige Lehrer behaupten, alle vier Basisschulen seien unabhängig voneinander entstanden, andere sind der Meinung, daß die Schulen teilweise voneinander abstammen. Letztere Meinung würde durch die Ähnlichkeit der Grundtechniken bestätigt werden.

 

Die heute bekanntesten Schulen sind die beiden Hakka-Schulen Zhu Jia Quan ( Jue Gar Kuen ) und Zhou Jia Quan ( Chow Gar Kuen ) und die Kwang Si Schule Zhu Lin Quan ( Juk Lam Kuen ). Die aus der Provinz Yun Nan stammende Qin Chung Quan ( Gam Fooi Kuen ) und die daraus entstandene Hui Jia Quan ( Wooi Gar Kuen ) existieren, soweit bekannt heute nicht mehr, da es keine Lehrer dieser Schulen mehr gibt.

Die vierte heute noch existierende Schule ist die ursprünglich aus der Provinz Fu Jian stammende Su Jia Quan ( Sou Gar Kuen, Sou Gar Kune ). Ursprünglich deshalb, weil auch Sou Gar Kune sich als ein Hakka-System sieht, da die Meister allesamt der Hakka-Nationalität angehörten.

Neben diesen vier Basissystemen gibt es verschiedene südliche Kung-Fu-Schulen, die zwar im eigentlichen Sinn keine Systeme oder Stile der Südlichen Gottesanbeterin darstellen, die aber eine oder mehrere Formen der Südlichen Gottesanbeterin enthalten. Zu ihnen gehören das Yue Jia Quan ( Ngohk Gar Kuen ), Li Jia Quan ( Lay Gar Kuen ) und Liu Jia Quan ( Lau Gar Kuen ).
Sou Gar Kune wurde von Meister Sou Ang Leong ( hokkian ; Sou Wong Loong = kantonesisch, Su Wang Long= hochchinesisch ) 1965 nach Deutschland ( Berlin ) gebracht. Ang Leong studierte hier an der TU-Berlin. Als Indonesier chinesischer Abstammung war er stets bemüht, seine Kung-Fu-Kenntnisse nicht in der Öffentlichkeit zu zeigen und so trainierte er nur mit wenigen Freunden. Sein offizieller Nachfolger und Repräsentant für Europa wurde 1977 Si Fu Dr. Hans-Ulrich Sommer.

 

Wesentliche Unterschiede zwischen nördlicher und südlicher Gottesanbeterin

 

1. Grundstellungen
Charakteristisch für die nördliche Gottesanbeterin sind je nach Stil die Stellungen kua hu shi ( xu bu, Hsu bu ), Deng shan shi ( gung bu ), Qi xing shi und Gua bu.
Die südliche Gottesanbeterin dagegen kennt in den alten Formen die Stellungen: Saam cheong sek, Tong Long bu, Gwy ma, Kauw ma sek, Tiu tai ma und Tiu jung sek, in den neuen Formen Tiow ma und Jung si.
Parallelen und Gemeinsamkeiten gibt es zwischen Kua hu shi und Tiow ma sowie Deng shan shi und Jung si, obwohl die jeweiligen Ausführungen sich unterscheiden. Saam cheong sek, Tong Long bu und Kauw ma sek dagegen besitzen in der nördlichen Schule keine Äquivalente.

 

2. Handhaltungen, Armhaltungen
Im Gegensatz zur nördlichen Gottesanbeterin besitzen die südlichen Gottesanbeterin-Schulen eine wesentlich größere Anzahl an Handhaltungen bei Angriffs- und Abwehrtechniken. Die bekanntesten und nicht in der nördlichen Schule vorhandenen sind: Fung Yen Kuen (Phönix-Faust), Dim Fung Kuen (Phönix-Punkt-Faust), Dim Kuen (Punkt-Faust), Loong Tow Kuen (Drachenkopf-Faust), Loong Gong Kuen (Drachen-Ingwer-Faust), Foh Gong Kuen (Feuer-Ingwer-Faust), Tong Long Chauw (Gottesanbeterin-Kralle), Si Chauw (Löwenkralle) und Siu Kauw Chauw (Affen-Kralle). Diese große Anzahl kommt durch die mannigfaltigen Kombinationen mit anderen Schulen und Systemen zustande.
Aber es gibt auch Handhaltungen, die sowohl in der südlichen als auch in der nördlichen Schule vorkommen. Die in der nördlichen Schule charakteristische Handhaltung der Gottesanbeterin (Tang Lang chao) – die natürlich in den einzelnen Stilen leicht verschieden ausgeführt wird – entspricht der „Yat Chi Kuen“ der südlichen Schule. „Ying Chao“, die Adlerklauen-Handhaltung der nörlichen Schule existiert auch unter gleichen Namen in der südlichen Schule. Auch ihr hauptsächlicher Einsatz als „Greif- oder Zugtechnik“ – Lap sao – ist identisch.
Bis auf wenige Ausnahmen benutzt die Nördliche Gottesanbeterin – wie auch fast alle anderen nördlichen Schulen – eine vorgeschobene Schulter, was die Reichweite der Technik wesentlich erhöht. Daraus folgt, daß die Arme „hintereinander“ nach vorne gerichtet sind.
Die südlichen Schulen dagegen (bis auf einige Ausnahmen in der Kuang Xi Juk Lam-Schule) steht dem Gegner frontal gegenüber, beide Arme sind „nebeneinander“ nach vorn gerichtet. Diese Haltung ist typisch für viele südliche Schulen. Sie erlaubt den Einsatz beider Arme sowohl in Angriffs- als auch Abwehrtechniken gleichzeitig. Allerdings ist die Reichweite nur sehr begrenzt, weshalb diese Schulen auch als „Kurz-Hand-Systeme“ benannt wurden. Diesen Nachteil erkannte auch Sou Wai Keung, der Onkel von Sou Ang Leong und er veränderte die klassische südliche Gottesanbeterin derart, daß er Langhand-Techniken aus dem Lama Pai einfügte.

 

3. Kampfstellungen

 

Viele Stilarten erkennt man in erster Linie an ihren „Kampfstellungen“, also an den Grundstellungen und Handhaltungen, die sie einnehmen, bevor sie auf ihren Gegner treffen. Typisches Markenzeichen für die nördliche Gottesanbeterin ist die Grund- oder Kampfstellung „Kua Hu Bu Chan“ (Der Tiger fängt die Zikade) oder auch „Tang Lang Ti Tiao“ genannt. Dabei steht man in der Grundstellung „Xu Bu (Hsu Bu)“ mit vorgeschobener Schulter und hintereinander nach vorn gerichteten Armen.

 

Die Armhaltung(Hakenfaust, offene Handflächen, Höhe und Winkel der Arme) sowie die Höhe der Grundstellung Xu Bu richtet sich nach den einzelnen Stilen der nördlichen Gottesanbeterin. So kann sehr leicht zwischen dem Sieben-Sterne-Stil, dem Kwang-Pan-Stil, dem Tai Chi-Stil und dem Liu He-Stil unterschieden werden. Diese sehr bekannte Stellung existiert in den Südlichen Gottesanbeterinnen-Schulen nur in der Juk Lam-Schule (und auch hier nur in zwei Formen).

 

Für die südliche Gottesanbeterin dagegen typisch sind die Stellungen: Tong Long Hoi Juk, Tong Long Bow Chong, Tong Long Hoi San, Tong Long Chuk Choy und Tong Long Gam San.

 

„Tong Long Hoi Juk“ (Bild 2) ist die älteste Kampfstellung. Die Grundstellung ist „Saam Cheong Sek“, die Armhaltung „Sern Sao Wan Diu Gok“. Sie kommt fast ausschließlich nur in den alten Formen vor. In den neuen Formen finden wir sie nur bei Chi Kung Übungen.

 

 

„Tong Long Hoi San“ (Bild 3) ist ebenfalls eine der älteren Kampfstellungen. Die Grundstellung ist „Tiu Jung Sek“, die Armhaltung „Ngoy Chuarn Jarn-Gau Sao“.

 

 

„Tong Long Chuk Choy“ (Bild 4) ist die „jüngste“ Kampfstellung

 

 

und gilt als Nachfolger von „Tong Long Gam San“ (Bild 5). Die Armhaltung beider Stellungen ist „Sui Bo Sao“, die Grundstellung bei Tong Long Chuk Choy „Tiow Ma“, bei Tong Long Gam San „Jung Si“. Beide Kampfstellungen sind vorallendingen in den neuen Formen zu finden.

 

 

4. Partnerübungen, Drillübungen
Partnerübungen werden in den nördlichen Schulen überwiegend in Form von Partner-Formen ( ab-gesprochenen Angriffs- und Abwehrsequenzen ) ausgeführt. Die bekannteste von ihnen ist die Ling Peng Bu oder auch Peng Bu Dui Da genannt. Die Südliche Gottesanbeterin kennt derartige Partnerformen auch ( z.B. Hong Fu Doi Dat Kuen, Meng Sik Doi Sek Kuen, Say Fa doi Dat Kuen usw. ), sie spielen jedoch im eigentlichen Training eine untergeordnete Rolle. Wesentlich wichtiger ist das regelmäßige Ausführen bestimmter Drillübungen. Die wichtigsten Drillübungsarten in der südlichen Gottesanbeterin sind „Yuen Juk Sao“, „Saam Sa Fung“ und „Tid Fut Chong“.

Yuen Juk Sao ( kreisende Fühler-Hände ) werden mit einem Partner ausgeführt. Hierbei werden freie Angriffe, etwa mittels Brückentechniken abgewehrt und der Gegner durch“Klebende, haftende Hände“ unter Kontrolle gebracht. In erster Linie besteht der Sinn darin, sensitiv auf Druck- und Zugkräfte des Angreifers zu reagieren. Diese Übungen sind vergleichbar mit dem „Chi sao“ im Wing Chun bzw. teilweise auch dem „Tui Shou“ und „Hua Shou“ im Tai Chi Chuan. Allerdings gibt es auch sehr viele Übungen, die in allen drei Drillübungen nicht enthalten sind.

Saam Sa Fung wird mit mindestens einem und bis zu vier Partnern ausgeführt. Dabei müssen Schläge und Tritte der Partner mit verbundenen Augen abgewehrt werden.

 

Tid Fut Chong sind Übungen an der Holz- oder Steinpuppe bzw. an Säulen Bäumen oder anderen Geräten. Dabei werden nicht nur die schlagenden Körperteile ( Hände, Arme, Schultern, Rücken, Beine usw. ) abgehärtet, sondern der eigentliche Zweck dient darin, auftretende Kräfte zu fühlen und abzuleiten. Damit stellt Tid Fut Chong eine ideale Ergänzung zum Yuen Juk Sao dar.