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HA OH LAY

CHINESE SOU GAR KUNE MARTIAL ARTS SPORT ASSOCIATION

Das neue Prüfungssystem


Traditionell gab es in der Sou – Schule, und später im Sou Gar Kune, kein eigentliches Prüfungssystem. Dies ist auch eigentlich nicht verwunderlich, denn: erstens gab es sowieso in China sehr wenig Prüfungs- oder Lehrsysteme in der Kampfkunst und : zweitens wurden die Techniken und Formen ausschließlich in der Familie – und eigentlich nur an die männlichen Mitglieder – richtig weitergegeben. Erst mit der Umbenennung der Schule in SOU GAR KUNE – von Sou Wai Keung – wurde ein Lehrsystem aufgebaut, das auch für „fremde“ Schüler, also Schüler ausserhalb der Familie dienen sollte. Hierbei baute Sou Wai Keung alle von Ihm variierten Formen der Südlichen Gottesanbeterin, der Kam Po Lama Schule und des Weißen Kranichs zusammen. Sein jüngerer Bruder fügte später die Shaolin-Formen und dessen Sohn Sou Wang Lung noch die Formen der Nördlichen Gottesanbeterin hinzu.

 

Dieses Sou Gar Kune Lehrsystem (bestehend aus 72 Handformen und 67 Waffenformen) wurde von Tai Si Gung Sou Wang Lung an Si Gung Dr. Hans-Ulrich Sommer weitergegeben. Allerdings kamen zusätzlich noch die alten, nicht in diesem Lehrsystem enthaltenen Formen und Waffenformen hinzu.

 

Als Si Gung Sommer 1975 mit dem Unterrichten begann, hatte er selbst noch nicht alle Formen gelernt. So unterrichtete er zunächst ohne ein Lehrsystem. 1977 entstand das erste Lehr – und Prüfungsprogramm. Si Gung Sommer hatte zu dieser Zeit nicht nur reines Sou Gar Kune (SGK), sondern auch Formen anderer Kung-Fu Stile, die er erlernt hatte, unterrichtet. So enthielt jenes „erste“ Prüfungsprogramm auch SGK –fremde Formen. Es stellte sich jedoch bald heraus, das das Lehrpensum einfach zu umfangreich war und auch nicht unbedingt eine Systematik im Lehrplan vorhanden war. Im Laufe der folgenden Jahre wurde das Prüfungs – und Lehrprogramm immer wieder korrigiert und geändert. Zunächst wurden alle SGK- fremden Formen herausgenommen. Später wurden die fünf SGK- Stile getrennt und einzeln behandelt, allerdings mit den vorgegebenen Formen der traditionellen alten und neuen Schule (nach Sou Wai Keung). Als traditionelle Schule werden alle Lehrinhalte und Formen, die Tai Si Gung Sou Wang Lung lehrte, bezeichnet. Sie beinhaltet die alte Schule der Sou- Familie ( Hokkian Hakka Naam Paai Tong Long Kuen ), sowie die alten Kam Po Formen des Lama und Weißen Kranichs, die Si Jo Sou Wai Keung nicht veränderte, die alten Formen, die außerdem in der Sou Familie unterrichtet wurden und die später neu hinzugekommenen Formen des Shaolin und der nördlichen Gottesanbeterin, die ebenfalls nicht ins „Neue“ System aufgenommen wurden.

 

Das traditionelle Neue Lehrsystem ist das von Sou Wai Keung erstellte und von Sou Yat Loong und Sou Wang Lung veränderte Lehrsystem.

So gut das letzte, von Si Gung Sommer erstellte Prüfungssystem auch war, so gab es doch einige Dinge, die verändert werden konnten. So sollte das System noch weiter vereinfacht werden, das es auch von nicht so intensiv trainierenden Schülern in absehbahrer Zeit erlernt werden kann. Die schon erfolgte Aufteilung in die einzellnen Stilrichtungen des Sou Gar Kune war schon ein guter Anfang, der letztendlich noch zu einer weiteren, sehr wichtigen Entscheidung führte: die benutzte Sprache. Da Sou Gar Kune sich ja aus verschiedenen Stilen mit unterschiedlichen Techniken, aber gleichen Namen und Bezeichnungen zusammensetzt, hatte Si Gung Sommer schon von Beginn seiner Laufbahn als Lehrer Probleme, dem Schüler die Techniken mit entsprechenden Namen zu vermitteln. Daher entschied er sich damals,für gleiche Namen, aber Techniken unterschiedlicher Ausführung (da sie aus verschiedenen Stilen kamen) unterschiedliche chinesische Dialekte und Umschriften zu benutzen. Damit konnte jede Technik im gesamten System relativ gut definiert werden, und jeder Schüler hatte einen fixen Bezug zur Technik. Natürlich war dies nur eine Definition innerhalb der Sou Gar Kune- Schule. Fremde Schüler oder Lehrer konnten nur bedingt etwas mit den Begriffen anfangen.

 

So kam es, das Si Gung Sommer mit der Erstellung eines neuen Prüfungssystems, das jene alten Probleme ausschaltete, begann.

 

SOU GAR KUNE setzt sich heute aus 5 Stilrichtungen zusammen:

Hokkian Hakka Naam Paai Tong Long Kuen ( Stil der Südlichen Gottesanbeterin )

Kam Po Lama Paai (Stil des tibetanischen Lama Kung-Fu)

Kam Po Bok Hoc Paai (Stil des tibetanischen Lama Kung-Fu)

San Chung Shaolin Pai (Kombinationsstil aus dem San Mao Feng Shaolin und dem Chung Gar Paai Shaolin)

Bei Pai Shantung Tang Lang Quan (Kombinationsstil aus 10 Stilen der Nördlichen Gottesanbeterin)

 

Das neue Prüfungssystem für Sou Gar Kune setzt sich aus vier Einzelprüfungssystemen zusammen:

Hokkian Hakka Naam Paai Tong Long Kuen ( Stil der Südlichen Gottesanbeterin )

Kam Po Lama Bok Hoc Paai (Stil des tibetanischen Lama –und Weißen Kranich Kung-Fu)

San Chung Shaolin Pai (Kombinationsstil aus dem San Mao Feng Shaolin und dem Chung Gar Paai Shaolin)

Bei Pai Shantung Tang Lang Quan (Kombinationsstil aus 10 Stilen der Nördlichen Gottesanbeterin)

 

Auffallend ist, das nicht fünf Prüfungssysteme (entsprechend den 5 Stilen des Sou Gar Kune), sondern nur 4 Prüfungssysteme vorhanden sind. Da die Kam Po Lama Schule (Si Da Tui) und die Kam Po Bok Hoc Paai Schule gleiche Grundtechniken aufweisen und eigentlich auch sonst eng verwandt sind, besteht kein Grund, hier eine Trennung einzuführen.

 

Jedes dieser Einzelprüfungssysteme ist für sich abgeschlossen und lehrt dem Schüler die in diesem Stil enthaltenen Prinzipien und Techniken. Ein Schüler hat auch die Möglichkeit, mehrere Einzelprüfungssysteme gleichzeitig zu erlernen. Allerdings sei hiervon abzuraten, wenn nur eine begrenzte Zeit zum Erlernen zur Verfügung steht.

 

Jedes dieser Einzelprüfungssysteme besteht aus den drei Teilen : Anfänger – Schüler – Meister. Der Anfänger gliedert sich in 2 Schärpen, der Schüler in 6 Schärpen und der Meister in 4 Schärpen. Diese Schärpen sind nicht vergleichbar mit den Kyu – und Dan- Graden in Japanischen und Koreanischen Kampfsystemen. Sie geben nicht an, wie „gut“ ein Schüler ist, sondern nur was er erlernt hat, d.h. ein „niederer“ Schüler kann unter Umständen „besser“ kämpfen als ein höherer.

 

Oberhalb dieser vier Einzelprüfungssysteme gibt es noch drei Schärpen (Meistergrade), die verliehen werden können, wenn ein Schüler alle 4 Einzelprüfungssysteme erlernt hat. Tatsächlich gibt es noch Formen (von Sou Wai Keung, Sou Yat Loong und Sou Wang Lung verändert), die nicht in diesem 4 Einzelsystemen unterrichtet werden.

 

Die 2 Grade (Schärpen) der Anfänger sind für alle vier Einzelprüfungssysteme gleich. Der erste A0 ist schwarz, der zweite A1 ist schwarz-weiß.

Die 6 Schülergrade besitzen für jedes Einzelprüfungssystem eine eigene Farbe. Zur Unterscheidung der sechs Grade werden Farbstreifen (0-5) auf die Enden der Schärpen genäht.

 

Die 4 Meistergrade besitzen ebenfalls für jedes Einzelprüfungssystem eine eigene Farbe. Der zweite, dritte und vierte Meistergrad zeichnet sich dadurch aus , das die Schärpen an allen Rändern eine weitere Farbe tragen.

 

 

Sprache:

Für jedes Einzelprüfungssystem wird eine „Sprache“ festgelegt, in der die Begriffe niedergeschrieben werden. Selbstverständlich wird alles in Chinesisch gehalten, aber es wird eine Romanisation und ein Dialekt festgelegt.

 

Als Dialekte kamen Hochchinesisch (Mandarin), Kantonesisch, Hakka und Hokkian infrage. Aufgrund der immer stärkeren werdenden Globalisierung dürften sich in der nächsten Zukunft nur die Hochsprachen durchsetzen. Die Dialektik wird in Zukunft immer stärker zurückgehen. Daher werden für die nördlichen Stile das Mandarin benutzt und für die südlichen Stile der Kanton-Dialekt.

 

Auch die verschiedenen Romanisationen werden in Zukunft reduziert werden, um ein einheitliches, internationales Verständnis zu kreieren. Daher wurde beschlossen, für die nördlichen Stile das pin-yin der Volksrepublik China einzusetzen. Für die südlichen Stile, in der der Kanton-Dialekt eingesetzt wird, hat sich langjährig die Lau- Romanisation durchgesetzt. Obwohl auch Spezialversionen der pin-yin für den Kanton-Dialekt, den Hakka-Dialekt und den Hokkian-Dialekt existieren, haben sich diese bisher noch nicht soweit durchgesetzt, das sie allgemein von Bedeutung sind.

 

Viele Begriffe im Kung-Fu der Südlichen Schulen haben sich schon so stark durchgesetzt, das es nicht unbedingt vernünftig erscheint, diese in Lau Romanisation zu konvertieren. Daher wurden diese dann beibehalten.

 

Für das Hokkian Hakka Naam Paai Tong Long Kuen ( Stil der Südlichen Gottesanbeterin ) wird der Kanton-Dialekt mit Lau Romanisation festgesetzt.

 

 

Prüfungssystem: Hokkian Hakka Naam Paai Tong Long Kuen (Stil der Südlichen Gottesanbeterin)

Als Beispiel wollen wir uns das Einzelprüfungssystem für Hokkian Hakka Naam Paai Tong Long Kuen ( Stil der Südlichen Gottesanbeterin ) ansehen.

Der Anfänger, der frisch in das Training einsteigt, trägt eine schwarze Schärpe (A0). Während der nächsten 6 Monate erlernt er 2 Basisformen (Gei Boon Tek Bo Kuen[Grundschritte, Grundtritte und Grundstellungen] und (Gei Boon Sau Fat Kuen [Grund-Handtechniken-Stöße, Schläge-Abwehrtechniken]. Beide Formen werden auch in „angepasster Ausführung“ in den anderen Einzelprüfungssystemen unterrichtet. Angepasst heißt, das zwar das Prinzip einer Technik überall gleich ist, die Ausführung aber entsprechend dem Einzelprüfungssystem ausgeführt wird.

Nachdem der Schüler diese beiden Formen erlent hat, erhält er die schwarz-weiße Schärpe (A1). Damit kann er nun in das eigentliche System eintreten. Für die erste Schülerschärpe (grau; S1) muß der Schüler nun 2 Handformen und eine Waffenform (Stab) erlernen. Es folgen daraufhin weitere, insgesamt 29 Formen. Nach der grau5- Schärpe (S6, graue Schärpe mit 5 Streifen) kann der Schüler sich auf M1, den ersten Meistergrad (weiße Schärpe) vorbereiten. Der erste Meistergrad bedeutet, das der Schüler nun alle Grundlagen und Grundprinzipien erlernt hat. Es gibt eine gewisse Übereinstimmung mit dem japanischen Dan Graden, aber eine „Weiße Schärpe“ kann nicht eindeutig einem japanischen Dan Grad zugeordnet werden. (Die Anzahl der inzwischen erlernten Formen und Techniken ist weitaus höher als sie in japanischen Schulen unterrichtet werden). M2 ist eine weiß-blaue Schärpe. Hier soll der Meister als Assistent des Lehrers fungieren und das „Unterrichten“ von Schülern erlernen. M3 (weiß-rote Schärpe) ist der eigentliche Lehrergrad. Ein „M3“ soll eine eigene Schule betreiben können. M4 ist der letzte Meistergrad (weiß-goldene Schärpe). Hierfür hat der Lehrer auch noch die „lezten“ Techniken der Schule zu lernen. Dazu zählen vor allen die geheimen Formen, Waffenformen und Prinzipien. M4 ist der Abschluß eines Einzelprüfungssystem. Wenn der Meister dann noch weiterlernen möchte, kann er entweder ein weiteres Einzelprüfungssystem (wieder von vorn beginnend) erlernen oder aber die Sou Gar Kune Hauptformen (die nicht in den Einzelprüfungssystemen behandelt werden). Ein Lehrer, der alle 4 Einzelprüfungssysteme bis zum M4 erlernt hat, erhält die „Rote Schärpe“, den Lehrergrad für das gesamte Sou Gar Kune System. Mit der „Goldenen Schärpe“ hat der „Meister der Roten Schärpe“ seine Hände geschlossen, d.h. er unterrichtet nicht mehr. (Unterricht eigentlich nur noch an Meister, nicht mehr an Schüler). Nach dem Tod des aktuellen Kopfmeisters erhält der „Meister der Goldenen Schärpe“ automatisch die höchste im Sou Gar Kune vorhandene Schärpe, die „Rot-Goldene Schärpe“.

 

 

Die Schärpen:

 

 

 

Prüfungen:

Für das neue Prüfungssystem ist die HA OH LAY JUNG GWOK SOU GAR KUNE Kampfkunst Organisation zuständig, d.h. sie entwirft und ändert das Prüfungssystem. Alle Prüfungen im System dürfen nur durch Mitglieder der HA OH LAY JUNG GWOK SOU GAR KUNE Kampfkunst Organisation abgenommen werden, um den Standard des Systems aufrecht und für alle Schüler gleich zu behalten.

 

Zum jeweils höheren Grad darf nur ein Anfänger, Schüler oder Meister zugelassen werden, der den jeweils niederen Grad besitzt (Ausnahme A0; hier kann jeder zugelassen werden).

 

Prüfungen in einem Einzelprüfungssytem dürfen nur durch einen Träger der mindestens einen M3 –Grad besitzt abgenommen werden. Ein M4 darf nur durch einen Träger der Roten Schärpe abgenommen werden Eine „Rote Schärpe“ nur durch eine „Goldene Schärpe“. Der Träger der ersten Goldenen Schärpe (älteste Meister) erhält beim Tod des Kopfmeisters die „Rot-Goldene Schärpe“.

 

Für die Erlaubnis, eine Prüfung abnehmen zu dürfen, ist ein Meister mit mindestens Roter Schärpe notwendig.

 

Alle Prüfungen werden schriflich festgehalten. Ein Prüfling ist dabei verpflichtet, mindestens den Namen korrekt anzugeben. Dies ist für den Familienstammbaum des Systems notwendig.

 

Außerdem erhält der Prüfling eine Prüfungsurkunde durch die HA OH LAY JUNG GWOK SOU GAR KUNE Kampfkunst Organisation. Die Gebühren für Prüfungen werden durch die HA OH LAY JUNG GWOK SOU GAR KUNE Kampfkunst Organisation festgelegt.

 

 

Unterricht:

Für den Unterricht in einer Schule ist ein Meister mit M3 zuständig. Er kann aber die Unterrichtsverpflichtung an einen niederen Meister oder Schüler abtreten, wenn dieser bezüglich des Unterrichtes die Anweisungen des M3 befolgt.

 

Für den Unterricht gilt die Prüfungsordnung des Einzelprüfungssystems, d.h. ein Lehrer (Ausbilder) darf seinen Schülern nur den Stoff unterrichten, den sie zur Erreichung der nächst höheren Schärpe benötigen. Es ist untersagt, einem Schüler der ein S1 ist, das Lehrprogramm des S5 beitzubringen, da die einzelnen Grade aufeinander aufbauen und so Kenntnisse übergangen werden.

 

Für jeden Grad existiert eine „Erläuterung“, in der genau festgehalten ist, was der Lehrer (Ausbilder) dem Schüler beizubringen hat. Außerdem existiert zu jeder Hand-Form, Waffen-Form, Partner-Form und Waffen-Partner-Form ebenfalls eine „Erläuterung“. Hier findet man zu den Formen besondere Hinweise, auf die zu achten ist.

 

Damit soll sichergestellt sein, das alle Schüler und Meister mindestens das gleiche Grundlagenwissen erlangen, das für die Prüfungen notwendig ist. Darüberhinaus kann jeder Ausbilder seinen Schülern weitere Aspekte beibringen, die jedoch in Prüfungen nicht abgefragt werden.

 

 

Kleidung:

Jeder Anfänger und Schüler trägt eine schwarze, nicht verzierte Hose mit einem weißen T-Shirt und der entsprechenden Schärpe sowie Schuhe. Meister dürfen eine Jacke tragen.

 

Für Vorführungen und Demonstrationen dürfen Stirnbänder, wie sie beim Schlagen der Trommel beim Löwentanz getragen werden, von allen Teilnehmern getragen werden. Farbige Kleidung darf nur von Lehrern getragen werden.