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HA OH LAY

CHINESE SOU GAR KUNE MARTIAL ARTS SPORT ASSOCIATION

Tai Chi Chuan nach SHA QUAN MING, die Sha- Linie (Ho-Linie)

Das Ho Gar Tai Chi Chuan geht auf den älteren Sha Stil zurück. Der Geschichte nach gilt der Sha Stil als Ur- oder Vorform des Tai Chi, zumindest nach Ansicht der Vertreter des Ho Gar Stils.

 

Der Sha-Stil, Legende der Entstehung
Der Legende nach entstand der Sha Stil Anfang des 9. Jahrhunderts nach Christi. Gründer soll SHA QUAN MING aus der Provinz An Hui sein. Es wird gesagt, daß er den Kampf eines Kranichs mit einer Schlange beobachtete. Von den weichen Bewegungen der Schlange, die den direkten Schnabelangriffen des Kranichs ausweichen mußte beeindruckt, imitierte er die Bewegungen des Kranichs und der Schlange. Erstmals wurden geradlinige Angriffe durch ausweichende , kreisförmige Bewegungen geblockt und abgewehrt. Der Kampf der zwei Tiere hatte sich so sehr in sein Unterbewußtsein eingebrannt, daß SHA QUAN MING regelmäßig Träume hatte, in denen er das einmal Gesehene immer wieder nach träumte. Doch damit nicht genug. Nach einiger Zeit träumte er auch von anderen Tieren, die miteinander kämpften und er erkannte ihre Stärken und Schwächen im Traum. So sah er beispielsweise den Kampf eines Tigers mit einem Affen und dem eines Drachen mit zwei Phönixen und noch einige andere Tiere im Kampf. Diese Bewegungen kombinierte er mit Qi Gong Bewegungsfolgen, sowie Techniken der nördlichen Chang Chuan Schulen. Das bekannteste Grundmuster, daß hierauf zurückgeht, ist „DAN BIAN“.

Diese Schule wurde SHA SHI WU DANG (Sha Schule des Wu Dang) genannt und in der Familie SHA weitergegeben. Allerdings ist hier nicht auszuschließen, daß nicht auch andere Taoisten diese Schule erlernten.

 

Die 13 Abkömmlinge des Sha Stils
Nachfolger der 6.Generation war SHA ZHANG SUN. Von ihm wurde gesagt, daß er ähnlich wie der SI JO (Gründer) ein großer Meister des Kampfes aber auch einer der besten taoistischen Lehrer seiner Zeit war. Er hatte viele Schüler, und einige davon bildete er auch in der Sha Kampfkunst aus. Eines Tages, bei einem Treffen seiner besten Schüler, sah er sich deren Techniken und Ausführungen seiner Schule an. Obwohl alle Schüler in etwa das gleich gelernt hatten, gab es doch in der Ausführung beträchtliche Unterschiede. So beurteilte er seine Schüler und deren Leistungen. Ein Schüler zeigte sehr intelligente Kontertechniken und geradlinige Stöße. Diese Technik nannte SHA ZHANG SUN : Tai Yi Quan (Faust des größten Geistes). Ein anderer führte neben den runden Bewegungen zusätzlich noch kreisförmige Schritte ein. Diese Technik wurde Tai He Quan (Faust der größten Harmonie) genannt. Die Technik seines jüngeren Bruders SHA CHENG SUN, den er sehr intensiv trainiert hatte, gefiel ihm am besten. Er nannte sie Tai Ji Quan (Faust des höchsten Boxens). SHA ZHANG SUN hatte 12 Meisterschüler, mit seinem Bruder 13. So entstanden die 13 Abkömmlinge des SHA SHI WU DANG. Diese sind: Tai Chi Chuan (Höchste Form), Tai He Chuan (Harmonischste Form), Tai Yi Chuan (Intelligenteste Form), Tai Jia Chuan (Erste Form), Tai Yi Chuan (Zweite Form), Tai Zi Chuan (Form des Kindes, Tai Tsu Chuan (Form der Vorfahren), Tai Sin Chuan (Form der Gefühle und des Herzens), Tai Li Chuan (kräftigste Form, äußere Kraft), Tai Qi Chuan (kräftigste Form, innere Kraft), Tai Shen Chuan (Form der Seele), Tai Mi Chuan (komplizierteste und verwirrendste Form) und Tai Jing Chuan ( Form der geistigen Konzentration) .Mit Ausnahme von Tai Chi Chuan, das nach Meinung von SHA ZHANG SUN schon Yin und Yang in Vollendung und im Gleichgewicht enthielt, wurden alle anderen 12 Schulen entsprechend ihren Eigenschaften dual aufgestellt.

 

Tai Chi Chuan nach SHA QUAN MING, die Sha- Linie (Ho-Linie)

Yin Yang
Tai Yi Chuan Tai Jia Chuan
Tai Zi Chuan Tai Tzu Chuan
Tai Qi Chuan Tai Li Chuan
Tai Shen Chuan Tai Jing Chuan
Tai Sin Chuan Tai Yi Chuan
Tai Mi Chuan Tai He Chuan

 

Der Ho-Stil, Legende der Entstehung
Nach knapp 20 Jahren Lehre im Taoismus und Sha Shi Wu Dang wurde SHA CHENG SUN Soldat. Durch seine Berufung als Soldat kam ihm seine Kenntnis der Kampfkünste sehr zugute und er stieg schnell zum General auf. Eines Tages kam es zu einer erbitterten Schlacht. Seine Gegner waren in der Überzahl und SHA CHENG SUN mußte seine Truppen zurückziehen. Dabei wurde er in einen Hinterhalt gelockt und von einer Gruppe seiner Gegner angegriffen. Bis auf zwei seiner persönlichen Adjutanten HO HONG BUEH und TAN BIU KEK, die ihn schützten, wurden alle seine Männer getötet. Zum Dank für die aufopferungsvolle Hilfe der Beiden unterrichtete er sie im Sha Tai Chi Stil.

Zu dieser Zeit soll der Sha Stil aus 52 Formen (48 Übungsformen und 4 Hohe Formen) verschiedener Länge bestanden haben. So gab es Lang-Faust-Formen, Kurz-Faust-Formen, Meditations- und reine Qi Gong-Atemformen. Dazu kamen noch verschiedene Waffenformen, deren Zahl aber heute nicht mehr bekannt ist. SHA CHENG SUN unterrichtete 24 Handformen an HO HONG BUEH und 24 Formen an TAN BIU KEK, sowie jedem die vier Hohen Formen und die verschiedenen Waffenformen. Neben den eigentlichen Kampftechniken vermittelte er seinen beiden Schülern auch die Grundlagen des Taoismus. Die drei verließen die Armee und kehrten in den Wu Dang Tempel zurück, wo sie ihre taoistischen Studien und die Studien ihrer Kampfkunst vertieften. Von PAN LU CHAN lernte HO HONG BUEH das Tai Yi Quan und von LI HAN WU das Tai He Quan. Nach dem Tod von SHA CHENG SUN verließen HO HONG BUEH und TAN BIU KEK den Wu Dang Tempel, um die taoistischen Lehren in China zu verbreiten. TAN BIU KEK ging in den Norden, HO HONG BUEH zog in den Süden. So soll nach Meinung der Ho-Familie Tai Chi in China verbreitet worden sein. Übrigens, TAN BIU KEK (Hokkian-Dialekt) wird in Hoch-Chinesisch CHEN BIAO JI ausgesprochen. Das könnte bedeuten, daß eben jener TAN BIU KEK der Gründer des Chen Tai Chi Stils sein könnte oder diesen zumindest in die Chen-Familie eingebracht haben könnte.

HO HONG BUEH gilt in der Ho-Familie als der offizielle Begründer (SIJO) des Ho-Familien-Stiles. Dieser Stil bestand damals aus Sha Tai Chi von SHA CHENG SUN, Sha Tai Yi Quan von PAN LU CHAN und Sha Tai He Quan von LI HAN WU.

Im Laufe der Zeit wurde das Tai Chi Chuan immer wieder verändert und die ursprünglich 28 Formen wurden auf 12 Formen gekürzt, wobei die vier Hohen Formen beibehalten wurden und als Formen 9, 10, 11 und 12 unterrichtet wurden.

 

Der Ho- und der Ching-Stil
Fast 800 Jahre später, im Jahre 1788, wurde HO LAM SING Großmeister des Ho-Stils. Er war damit der 36. Nachfahre von SHA QUAN MING und der 29. Nachfahre von HO HONG BUEH.

Seit dieser Zeit wurde der Ho Gar Stil nur innerhalb der Familie unterrichtet und Außenstehende wurden niemals in diese Techniken eingeweiht. HO LAM SING war für chinesische Verhältnisse recht wohlhabend. Er reiste als Kaufmann in den Südprovinzen umher und handelte mit den verschiedensten Waren. Eines Tages hörte er, daß im taoistischen Tempel einer kleinen Stadt in der Nähe von Wuhan ein Mönch einen sehr weichen Kampfstil praktizierte. Neugierig geworden begab er sich dort hin und suchte den Mönch auf. Was er sah erstaunte ihn sehr, denn es ähnelte sehr stark dem Ho Gar Tai Chi. Er fragte den Mönch nach der Herkunft dieses Stiles. Dieser antwortete Ihm, daß er ihn von der Ching Familie, die in einem Nachbardorf wohnte, gelernt hat. Auf HO LAM SINGs Bitte begleitete ihn der Mönch zur Ching Familie. Hier traf er CHING BAO LIAN, einen jungen Mann, der das derzeitige Familienoberhaupt war. Sein Vater, CHING MAN GONG, der nicht nur CHING BAO LIAN, sondern auch den taoistischen Mönch unterrichtet hatte, war vor kurzem gestorben. CHING BAO LIAN kannte nur einen kleinen Teil der Geschichte seines Familienstiles. Er bezeichnete ihn als Tai Chi Chuan, was HO LAM SING sehr verblüffte. Weiterhin erfuhr er, daß diese Schule eigentlich aus dem Norden Chinas stammte. HO LAM SING vermutete daraufhin, daß es sich um einen Nachfahren von TAN BIU KEK handeln müsse. HO LAM SING und CHING BAO LIAN freundeten sich miteinander an und HO LAM SING begann den Ching Stil zu erlernen. Wenige Jahre später heiratete er CHING BAO LIANs jüngere Schwester und zog mit ihr in sein Heimatdorf zurück. Auch CHING BAO LIAN verließ sein Dorf später und zog nach Süden in ein Nachbardorf von HO LAM SINGs Heimatdorf Kun Gan.

 

Der Ho- und der Yang-Stil
HO LAM SINGs Sohn, HO DUA GIAP, war ebenfalls ein Meister des Ho-Stils. Er begleitete seinen Vater häufig auf dessen Reisen. Als HO LAM SING zu alt war, übernahm er die Geschäfte seines Vaters. Inzwischen war die Familie recht wohlhabend geworden und HO DUA GIAP konnte nicht nur die Südprovinzen bereisen, sondern endlich einmal nach Norden in die Hauptstadt Peking fahren. Als er dort angekommen war, hörte er von einem Mann, der von vielen Kämpfern herausgefordert wurde und jeden besiegt haben sollte. Alle Kämpfe fanden öffentlich statt und jeder konnte zuschauen. So ging auch HO DUA GIAP zum Kampfplatz. Und wieder konnte der Mann – mit Namen YANG LU SHAN – seinen Gegner besiegen. HO DUA GIAP erkannte sehr schnell, daß YANG LU SHAN die gleichen Prinzipien einsetzte wie er auch. Er fragte YANG, ob dieser auch gegen ihn in einem Freundschaftskampf nicht öffentlich antreten würde. YANG vermutete zunächst eine Falle, ging aber auf den Kampf ein. Sehr erstaunt war er dann, als er HO nicht besiegen konnte. Tatsächlich benutzten beide die gleichen Prinzipien und nach 2 Stunden trennten sich beide unentschieden. HO fragte YANG nach dem Namen seines Stiles. YANG antwortete daraufhin, daß er bis jetzt eigentlich noch keinen Namen hatte und ihn eigentlich weiches nachgiebiges Yang Boxen nennen wollte. Beide freundeten sich miteinander an und HO lernte YANGs Stil. Im Austausch dafür zeigte er YANG LU SHAN einige Prinzipien des Ho Stiles, die YANG noch nicht bzw. in anderer Ausführung kannte. Dazu gehörten auch einige Grundmuster wie : Lan Que Wei, Dan Bian, Ye Ma Fen Zong usw. Aber auch HO DUA GIAP lernte einige neue Dinge, die er ins Ho Gar System integrierte. Nach Beendigung seiner Geschäfte in Peking und Umgebung verabschiedete er sich von YANG und kehrte in seine Heimat zurück.

Seit dieser Zeit kennt die Ho-Familie die Yang-Form, von der gesagt wird, daß es sich um die Urform der Yang-Schule handelt, die ja später des öfteren verändert wurde.

 

Der Ho-Stil nach HO HENG GO
HO HENG GO war der letzte offizielle Großmeister der Ho Gar Tai Chi Schule, der der Ho Familie angehörte. Er lebte mit seiner Familie in Kun Gan, einem kleinen Dorf, ca. 160 km entfernt von Kanton. Als Oberhaupt der Familie beherrschte er alle Formen und Übungen der Ho Schule. HO HENG GO galt als sehr konservativ, d. h. er nahm keine fremden Schüler auf, sondern unterrichtete nur in der eigenen Familie. Er besaß zwei Söhne, von denen der ältere Sohn HO HONG HIAP mit 35 Jahren starb. Daraufhin sollte sein jüngerer Bruder, HO BEK HIAP, Nachfahre von HO HENG GO werden. Doch dieser hatte vor dem Tod seines Bruders lange Zeit mit seinem Vater im Streit gelegen und die Familie verlassen. So wandte sich HO HENG GO an SOU WAI KEUNG, dem besten Freund von HO BEK HIAP. SOU WAI KEUNG und HO BEK HIAP hatten in ihrer Kindheit häufig zusammen gespielt. Dabei erlernte SOU WAI KEUNG die Tai Chi Chuan, Pa Kua, Hsing I und Tai He Chuan Formen, die sein älterer Freund gerade von seinem Vater erlernt hatte. Dies war eigentlich streng verboten aber HO BEK HIAP unterrichtete ihn trotzdem. Erst Jahre später erfuhr HO HENG GO, das SOU WAI KEUNG einen Teil der Familienschule erlernt hatte. Die Ho- und die Sou Familie betrachteten sich gegeneinander mit einer gewissen Akzeptanz. Sie wußten um die Kung-Fu Kenntnisse des jeweiligen Gegenübers und respektierten sich untereinander. Aber eine Freundschaft hegten beide nicht zueinander. Nach dem Tod von HO HONG HIAP trat HO HENG GO an SOU WAI KEUNG heran und bat ihn, nach HO BEK HIAP zu suchen. Er begann SOU WAI KEUNG in das gesamte Ho System zu unterrichten und brach damit erstmals die alte Tradition, einen Fremden in der gesamten Familienlehre zu unterrichten. Wenn SOU WAI KEUNG alles gelernt hatte, sollte er HO BEK HIAP suchen, damit dieser das Familienerbe antreten konnte. Aber HO HENG GO starb, bevor er SOU WAI KEUNG im kompletten System unterrichten konnte. So kam es, daß SOU WAI KEUNG nur eben acht Tai Chi Formen erlernte und nicht alle 12. Allerdings erlernte er diese Formen nicht in der normalen Reihenfolge, sondern übersprang einige Formen, so daß er letztlich die 1-4 Form, die 7. und 8. Form und die 11. und 12. Form erlernte.

 

Nach dem Tod von HO HENG GO versuchte SOU WAI KEUNG ausfindig zu machen, wo sein Freund geblieben war. So erfuhr er, daß HO BEK HIAP mit einem Schiff China verlassen hatte, um nach San Francisco zu fahren. Dort angekommen ist er mit einem Schiff weiter nach Kanada gefahren. Hier soll das Schiff auf einem Riff vor der kanadischen Küste gesunken sein bei dem HO BEK HIAP wahrscheinlich ertrunken ist. Einer anderen Nachricht zufolge soll HO BEK HIAP überlebt haben und sich in Toronto angesiedelt haben. Wie dem auch sei, SOU WAI KEUNG hatte keinen Kontakt mehr zu HO BEK HIAP und konnte ihn auch nicht mehr unterrichten. HO BEK HIAP hatte zu diesem Zeitpunkt nur die Handformen 1-4 und einige Waffenformen erlernt. So unterrichtete SOU WAI KEUNG nur seinen Bruder SOU YAT LONG und dessen Ehefrau im Ho Gar System. SOU YAT LONG gab das Ho Gar System unter anderen an seinen Sohn SOU WONG LONG weiter. Dieser kam 1965 nach Berlin und unterrichtete Herrn Hans-Ulrich Sommer.

 

1983 erhielt Herr Sommer die offizielle Lehrerlaubnis, das System zu unterrichten. Er wurde damit gleichzeitig auch offizieller Nachfolger von SOU WONG LONG und damit der 4. Nachfolger von HO HENG GO. Insgesamt, nach HO HONG BUEH, dem Gründer der Ho Gar Schule ist Herr Sommer der 35. Nachfolger.

 

HO HENG GO war, wie schon erwähnt, der letzte Ho Großmeister der Ho Familie. Gleichzeitig führte er aber auch einige Veränderungen im Lehrsystem des Ho Gar ein. Dies ging soweit, daß SOU WAI KEUNG damals davon sprach, HO HENG GO sei der Begründer einer neuen Schule des Ho Gar. Tatsächlich vereinigte HO HENG GO in seinen Formen verschiedene Aspekte. So legte er besonderen Wert auf das Training der sehr alten, überlieferten Tai He Chuan Formen. Wieviel Formen er tatsächlich noch kannte, ist nicht bekannt. Nur zwei Handformen und einige Waffenformen übermittelte er an SOU WAI KEUNG. Trotzdem kann man sagen, daß seine Interpretation des heutigen Ho Gar Tai Chi Chuan sehr stark durch das alte Tai He Chuan geprägt wurde.

 

HO HENG GO war es auch, der die vollständige Liste seiner Vorfahren und Kopfmeister der Ho Gar Schule an SOU WAI KEUNG weitergab. Diese Liste erhält normalerweise nur der jeweilige Kopfmeister des Systems von seinem Vorgänger überreicht. In früherer Zeit wurde diese Liste auf Leder geschrieben weitergegeben. Das Original ging 1930 verloren, aber es existierten Kopien, die in der Sou Familie weitergegeben wurden und die heute Herr Sommer besitzt.