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HA OH LAY

CHINESE SOU GAR KUNE MARTIAL ARTS SPORT ASSOCIATION

Elemente (Grundlagen) der Kampfkünste

Wenn man eine Kampf- oder Bewegungskunst ausübt, so gibt es bestimmte Grundlagen auf die diese aufbauen. Beim Tanzen z.B. sind dies die Grundschritte und Körperhaltungen, die zunächst erlernt werden müssen. Bei den Kampfkünsten ist dies sehr ähnlich. Wir unterscheiden hier zwischen Grundtechniken, Grundmustern und Formen.

 

Grundtechniken

Grundtechniken sind: Fall- und Rolltechniken am Boden, Würfe, Grundschritte, Grundstellungen, Fußtechniken, Hand- und Körpertechniken und Waffentechniken.
Unter Grundschritten verstehen wir die Bewegung von einer Grundstellung in eine andere. Manchmal wird diese Bewegung auch mit einer Fußtechnik ausgeführt.
Grundstellungen sind Fußstellungen der Beine, unabhängig vom Oberkörper. Das heißt, eine Grundstellung ist immer nur vom „Unterkörper“ (Bauchnabel bis Fußsohle) zu betrachten. Oberkörper und Handhaltungen spielen dabei keine Rolle.

 

Fußtechniken beinhalten alle Bewegungen der Füße mit Ausnahme von Schritten. Dazu zählen also: Fußtritte, Beintritte, Kniestöße, Fußfeger und Fuß- und Beinblocktechniken. Fuß- und Beintritte unterscheiden sich darin, daß beim Fußtritt nur der Fuß den Gegner trifft, beim Beintritt das gesamte Bein mit Ausnahme von Fuß und Knie alleine. Das heißt, ein Beintritt kann mit Fuß und Unterschenkel, die beide gleichzeitig den Gegner treffen, ausgeführt werden. In einigen Kung-Fu Schulen wird dies sehr genau unterschieden. So werden Fußtritte mit „jiao“ (kaik, gerk) bezeichnet, Beintritte mit „tui“ (teui). In vielen südlichen Schulen spricht man bei Fußtritten auch von „Ti“ (tay, tai, tek, tik). Ti bedeutet einfach nur treten. In der Praxis des Tai Chi treten Beintritte nicht so häufig auf wie Fußtritte.
Handtechniken sind alle mit dem Arm, Ellenbogen der Faust und der Hand ausgeführten Techniken. Dazu zählen Schläge, Stöße, Blöcke und Brückentechniken.

 

Körpertechniken sind Techniken, die mit dem Rumpf, Schulter, Hüfte und Kopf ausgeführt werden. Unter Waffentechniken fallen logischerweise alle mit einer Waffe ausgeführten Techniken.
Jede Grundtechnik besteht aus mindestens zwei Teilen. Der erste Teil beschreibt die ausgeübte Tätigkeit, der zweite die Art der Grundtechnik. Das heißt: Alle Fußtechniken enden mit : jiao, kaik, gerk, tui, teui, ti, tay, tai, tek oder tik. Da wir hier Pin Yin Umschrift verwenden bleiben von den oben aufgeführten Beispielen nur jiao, tui und ti übrig. Grundstellungen werden mit shi, sek, sik, bu, bo, boh, poh, pu, po pok, ma und mah bezeichnet. Im Pin Yin verbleiben hier nur shi, bu und ma. Für Grundschritte gilt: bu, bo, boh, poh, pu, po pok, ma und mah. Auch hier verbleiben im Pin Yin nur bu und ma. Die Benutzung dieser Endpartikel ist auch noch von der geographischen Lage abhängig. So werden Grundschritte im Süden häufig mit ma und seinen Variationen bezeichnet, während im Norden immer bu oder dessen Variationen benutzt werden. Das gleiche gilt auch für Grundstellungen und Fußtritte. Bei Handtechniken und Körpertechniken wird dagegen genau unterschieden welches Körperteil trifft und sich in welcher Haltung befindet. Beispiel: Trifft die Hand mit der Faust auf, so wird diese Technik Quan genannt. Beim Auftreffen mit der inneren Handfläche dagegen Zhang. Finger werden mit Zhi bezeichnet, „Krallen“ mit Chua oder Chao, das Handgelenk mit Shou Wan, der Ellenbogen mit Chou, der Unterarm mit Qiao, der Oberarm mit Shi, die Schulter mit Kao, der Kopf mit Tou und der Rumpf mit Shen (alle Bezeichnungen in Pin Yin).

 

Bei den Waffentechniken gilt entsprechendes. Als zweiter Teil wird der Name der Waffe verwendet.
Leider wird dieser logische Aufbau von Grundtechniken nicht immer aufrecht erhalten. Viele traditionelle Schulen weichen hiervon stark ab. Sie benutzen als „Grundtechniken“ sogenannte „Grundmuster“.

 

Grundmuster

Grundmuster sind zusammengesetzte Grundtechniken aus Grundschritten, Grundstellungen, Fußtechniken, Hand- und Körpertechniken und Waffentechniken. Ein Grundmuster setzt sich mindestens aus einem Grundschritt oder einer Grundstellung oder einer Fußtechnik und einer Handtechnik oder Körpertechnik oder Waffentechnik zusammen. In einigen Fällen können auch gleichzeitig Hand-, Körper- und Waffentechniken ausgeführt werden. Wesentlich ist jedoch, daß mindestens zwei Grundtechniken ein Grundmuster definieren. Diese etwas nüchterne Betrachtungsweise soll durch ein Beispiel näher erklärt werden. Nehmen wir uns eines der bekanntesten Grundmuster des Tai Chi : LOU XIE AO BU.

 

„Lou Xie Ao Bu“ von vorn „Lou Xie Ao Bu“ von der Seite

 

 

Dieses setzt sich folgendermaßen zusammen: Grundstellung : gong bu , links; d.h. der linke Fuß steht vorn (wird mit : z gong bu abgekürzt)
Handtechniken: jie shou, links (nach unten schneidende, blockende Hand, links; abgekürzt mit z jie shou) und tui shou, rechts (nach vorn stoßende Handfläche; rechts abgekürzt mit y tui shou). Auf diese Art und Weise kann man Grundmuster definieren, indem man sie entsprechend zerlegt. Die Abkürzungen gestatten es, Grundmuster präzise und kurz niederzuschreiben. y bedeutet hierin rechts (you), z bedeutet links (zuo). Diese Definitionen sind allerdings nur in unserer Schule getroffen worden. Auch der Aufbau eines Grundmusters gleichen Namens in verschiedenen Schulen kann sehr unterschiedlich sein. Ja selbst in der Ho Gar Schule gibt es viele Grundmuster gleichen Namens aber unterschiedlichem Aussehens. Dies ist auf die Entwicklung des Tai Chi im Laufe der Zeit zurückzuführen. Daher werden diese traditionellen Grundmuster meist durch Zusätze ergänzt, die sie besser bestimmbar machen. In traditionellen Schulen gibt es hierzu zwar kontroverse Meinungen, letztlich ist es aber gerade für das Niederschreiben von Techniken, Grundmustern und Formen dringend notwendig, diese vorher ausreichend definiert zu haben um Verwechslungen zu verhindern.
 
Grundmuster tragen im Chinesischen meist blumige Titel, übersetzt etwa : „Die Schöne am Weberschiffchen“, „Der goldene Hahn steht auf einem Bein“ oder „Der grüne Drache kommt aus dem Wasser“. Dies sind sehr traditionelle Bezeichnungen für Grundmuster. In der chinesischen Sprache setzen sie sich meist aus vier Schriftzeichen zusammen. Manchmal findet man auch zwei, drei oder fünf Zeichen aber normalerweise niemals mehr. Der Grund hierfür liegt in einer gewissen literarischen Darstellung. Häufig werden sogenannte „Lieder“ oder „Gedichte“ für den Ausdruck von Formen und Prinzipien einer Schule herangezogen. Und diese „4-Wort-Zusammensetzungen“ stellen literarische Grundelemente dar.
Die Bezeichnung „Grundmuster“ wurde von unserer Schule gewählt. Es gibt derzeit keine offizielle Übersetzung des Chinesischen hierfür. Sehr häufig findet man auch noch folgende Bezeichnungen: Stellung, Muster, Form, Schritt. Leider kann es aber bei Verwendung dieser Begriffe zu Verwirrungen aufgrund von Doppeldeutigkeiten kommen, so daß wir eben die Bezeichnung Grundmuster wählten.

 

Einige Grundmuster, besonders im Tai Chi Chuan, setzen sich nicht nur aus statischen Stellungen zusammen, sondern bestehen seinerseits aus Bewegungen und Abfolgen von Techniken, manchmal auch aus mehreren einzelnen Grundmustern. Eine Unterscheidung zwischen „Einzel-Grundmuster“ und „Kombinierten Grundmustern“ gibt es in der chinesischen Sprache nicht. Ein gutes Beispiel für ein zusammengesetztes Grundmuster ist : LAN QUE WEI. Es setzt sich meist aus dem Einzel-Grundmuster Lan Que Wei und nachfolgend verschiedenen Basisprinzipien (die auch wieder unter dem Sammelbegriff lan que wei fallen) zusammen. Manchmal werden aber nur die Basisprinzipien ohne Lan Que Wei ausgeführt wie zu Beginn der zweiten Form (Zhong Lu Quan) im Ho Gar Stil. Trotzdem wird auch dieses Grundmuster LAN QUE WEI genannt. Außerdem findet man nicht immer alle (12) Basisprinzipien wieder. Manchmal werden nur verkürzte Techniken wiedergegeben. Weitere Beispiele für derartige „Kombinierte Grundmuster“ im Ho Gar Stil sind: BAI HE LIANG SHI, ZI KAI LIU FANG, BAO HU GUI SHAN usw. Diese „Nichteindeutigkeit“ von Grundmustern macht es dem Schüler schwer, bestimmte Formenabläufe zu erlernen. Er muß dann halt zu jeder Form auch die genaue Ausführung des entsprechenden Grundmusters kennen.

 

Formen und Sätze

Der Begriff „Form“ im Kampfsport stammt aus der Übertragung des englischen Begriffes „form“ ins Deutsche. Gemeint ist damit eine Aneinanderreihung verschiedener Grundmuster oder Positionen (Stellungen und Bewegungen). Der eigentlich richtige Ausdruck im Deutschen ist Kür (bekannt aus Kür im Eiskunstlauf und Turnen). Daß sich der Begriff Kür hierfür nicht durchgesetzt hat, liegt wahrscheinlich daran, daß die ersten Lehrer im deutschen Kampfsport ja Ausländer waren, die sich der englischen Sprache bedienten. Die deutschen Schüler waren dann meist schlicht und einfach zu bequem, diesen Begriff richtig zu stellen. Außerdem hörte sich der englische Begriff einfach internationaler an. Ähnlich falsch hat sich ja auch der Begriff „Kung-Fu“ im Westen eingebürgert. Ein anderer Begriff für Form, neu aus Amerika lautet: pattern oder pre-arranged pattern. Nun wird man sich fragen, wir üben chinesische Kampfkunst. Wie ist denn eigentlich der chinesische Begriff für Form ? Leider gibt es hier keinen absolut feststehenden Begriff, der auch überall Anwendung findet. Korrekt wäre eigentlich „Tao“, was soviel bedeutet wie festgelegte Abfolge von Bewegungen. Sehr häufig wird dies verbunden mit „Straße“ (chin. Lu). Gemeint ist damit der „Weg“ der Abfolge von Bewegungen. Diese Wortfolge ( Tao Lu ) findet man vor allen Dingen in neuen Büchern der V.R. China und im heutigen Umgangschinesisch. Sehr häufig wird unterschieden, ob es sich bei der Form um eine „Handform“ (waffenlose Form) oder Waffenform handelt. Waffenlose Formen werden als Tao Quan (Satz der Faust) oder auch umgekehrt Quan Tao bezeichnet. Manchmal findet man auch den Begriff Quan Lu (Weg der Faust). Sehr viel häufiger allerdings, besonders auch in traditionellen Systemen, wird einfach nur Quan (Faust) benutzt. Die Schreibweise Quan ist Pin Yin-Umschrift. In Büchern finden wir hierfür auch : chuan, ch`uan, Kun, Kune, Kuen, Tschuan usw. Für Tao findet man auch : Dao, Do oder To, für Lu auch Lo, Low, Lou.
 
Waffenformen tragen am Ende die chinesische Bezeichnung der Waffe verbunden mit Tao. Aber auch hier wird als Abkürzung Tao sehr häufig weggelassen. Beispiel: Bai Yun Qiang Tao oder nur Bai Yun Qiang (Qiang = Speer). Selbstverständlich gibt es auch hier wieder verschiedene Schreibweisen, die jedoch, für alle Waffen aufgeführt, zu umfangreich wären um sie hier geordnet niederzuschreiben.
 
Was ist nun eine Form genau und wie setzt sie sich zusammen? Eine Form setzt sich aus einer vorgegebenen Aneinanderreihung von Techniken zusammen. Bei chinesischen Kung-Fu oder Wu Shu Formen sind dies meist die schon angesprochenen Grundmuster. Immer häufiger auch aus Gründen der besseren und logischeren Charakterisierung werden Grundtechniken benutzt (wie etwa in japanischen Kampfsport-Systemen).
 
Die Länge einer Form kann vollkommen unterschiedlich sein. Kurze Formen, bestehend aus bis zu ca. 10 Bewegungen, werden sehr häufig nur als Sätze (Tao) bezeichnet. Sie wurden in größeren Mengen früher im Süden Chinas den Rebellen gezeigt, da eine Ausbildung in einer kompletten Form meist zu zeitaufwendig war. Aber heute bezeichnet der Satz auch einfach einen Teil einer längeren Form. Er dient dazu, eine Form in kleinere Einheiten einzuteilen, die dann besser geübt werden können. Hierfür gebräuchliche chinesische Begriffe sind „Zu“ (Satz, Serie) und „Duan“ (Teil, Stück). Übrigens verwenden einige chinesische Schulen den Begriff Duan (Toan) auch für die Graduierung von Schülern.
Die Anzahl dieser Sätze in den einzelnen Formen hängt natürlich von deren Länge ab. Aber häufig werden damit auch Lehrabschnitte in einer Form zusammengefaßt. In der traditionellen Yang-Form gab es beispielsweise drei Sätze (Erde, Mensch und Himmel), in der vereinfachten Form (Peking-Form) gibt es acht Sätze.